Larisa Dimaeva

„Sie wurden am 23. Februar deportiert. Und später mussten wir diesen Tag als Feiertag feiern, weil es der Tag der sowjetischen Armee ist.“

LOST HISTORY – SHARED MEMORIES

Larisa Dimaeva

Larisa Dimaeva wurde 1963 in Atschchoj Martan in der Tschetschenisch-Inguschischen ASSR geboren. Sie ist Philologin, arbeitete noch während des zweiten Tschetschenienkriegs als Lehrerin in einer Schule und floh mit ihrer Familie 2002 vor dem Krieg nach Deutschland. Heute arbeitet sie im Büro eines Bauunternehmens.

Die Nachkommen der tschetschenischen Deportierten kommen heute als Asylbewerber*innen nach Deutschland. Sie fliehen vor Gewalt, politischer Verfolgung und Perspektivlosigkeit aus ihrer Heimat Tschetschenien. In der Bundesrepublik begegnen sich Nachkommen der deportierten Russlanddeutschen und Nachkommen der deportierten Tschetschen*innen. Die Öffentlichkeit weiß kaum etwas von ihrer gemeinsamen traumatischen Verbannungsgeschichte und noch weniger, dass der Nationalsozialismus dafür ursächlich war.

Das Erinnern an das Unrecht der Deportation fand bisher vor allem in den Familien selbst statt. In Tschetschenien fehlt ein etabliertes offizielles Gedenken. Der 23. Februar, an dem Tschetschen*innen an die Opfer der Deportation erinnern, war in der Sowjetunion und ist noch immer im heutigen Russland der Tag des Verteidigers des Vaterlandes. Die tschetschenische Diaspora organisiert an jedem Jahrestag in zahlreichen europäischen Städten Gedenkveranstaltungen, an denen v.a. die Nachkommen der Deportierten zusammenkommen und ihre Erinnerungen miteinander teilen.

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