LOST HISTORY – SHARED MEMORIES

Deportationen in der Sowjetunion: Menschen – Schicksale – Erinnerungen

Russlanddeutsche und Tschetschen:innen teilen ein gemeinsames Erinnerungsmotiv – die gegen ihre ethnische Herkunft gerichtete, kollektive Repression und damit einhergehend eine lang andauernde Stigmatisierung als Feinde im eigenen Land.

Anders als die sowjetdeutsche Bevölkerung durfte die tschetschenische mit dem Beginn der Entstalinisierung in ihre kaukasische Heimat zurückkehren und wurde rechtlich durch den sowjetischen Staat formal rehabilitiert. Eine juristische Anerkennung ihres Leids als Kriegsfolgenschicksal durch Deutschland erfolgte – anders als im Fall der Russlanddeutschen – jedoch nicht. Die Deutschen in der Sowjetunion wurden nicht rehabilitiert. Entsprechend reagierten sie in den 1990er Jahren, indem sie die Möglichkeit der Aussiedlung nach Deutschland millionenfach nutzten.

Bei der Einwanderung nach Deutschland werden die russlanddeutschen Aussiedler:innen zwar behördlich sofort als Deutsche anerkannt, von der Bevölkerung jedoch, für sie irritierend und oft verletzend, überwiegend als Russ:innen bezeichnet. Nach den bis in die Gegenwart wirkenden Stigmatisierungen der Sowjetzeit wird ihre Erwartung nach vorurteilsfreier Zugehörigkeit zur deutschen Bevölkerung nicht erfüllt.

Auch für Tschetschenen:innen beginnt nach ihrer Ankunft in Deutschland ein langer Prozess des Ankommens, der oft durch Ablehnung ihrer Asylverfahren erschwert oder gar behindert wird. Vorurteile gegenüber ihrer Herkunft, die zum Teil ebenfalls ihren Ursprung in der Geschichte Russlands und der Sowjetunion haben, spielen dabei eine bedeutende Rolle. Menschen aus Tschetschenien machen vielfach die schmerzhafte Erfahrung, in Deutschland nicht willkommen zu sein.

Kaum aufgearbeitet zeitigen die bei der Migration nach Deutschland mitgebrachten Traumata auch gegenwärtig noch einen Einfluss auf die nachfolgenden Generationen und die Gesellschaft insgesamt.

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